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St. Peter auf dem Berg in Bleidenstadt

Gottesdienste

Die Gottesdienste in der Kirche St. Peter auf dem Berg finden in der Regel sonntags um 10:00 Uhr statt. Am zweiten Sonntag im Monat trifft sich die Gemeinde stattdessen zu einem Abendgottesdienst um 18:00 Uhr. Das Abendmahl feiern wir an den großen Festtagen und in den jeweils ersten Gottesdiensten eines jeden Monats.

Geschichte

St. Peter auf dem Berg wird urkundlich erstmals 1276 erwähnt. Während die Kirche des seit dem 8. Jahrhundert bestehenden Klosters Ferrutius den Mönchen vorbehalten war, war die Kirche auf dem Berg für das Volk bestimmt.

Mit der Einführung der Reformation in Nassau-Weilburg 1530 wurden auch in St. Peter auf dem Berg evangelische Gottesdienste gefeiert. St. Ferrutius, mittlerweile zu einem Rittestift umgewandelt, blieb mit den umliegenden Gehöften katholisch, übte aber bis ins 18. Jahhrundert das Patronat aus und durfte somit über die Einsetzung neuer evangelischer Pfarrer mitbestimmen. Zugleich musste das Stift aber auch Unterhaltsleistungen an die Pfarrer zahlen.

1849 wurde das Kirchenschiff wegen Baufälligkeit abgerissen und wieder aufgebaut. Der romanische Turm blieb erhalten. 1855 wurde die Kirche wieder eingeweiht.

1974 erfolgte eine Umfangreiche Innenrenovierung. Die Kanzel wird entfernt, die Bemalungen im Chorraum überstrichen, Altar, Taufstein und Sitzbänke werden erneuert. Der Kirchenraum wird gegenüber der früheren dunklen Farbgebung freundlicher gestaltet.  

 

1986 erhält die Kirche eine von der Firma Karl aus Aichstätten (Allgäu) erbaute neue Orgel mit 30 Registern.

Kirchenfenster

Zwischen 2004 und 2018 hat die Kirche St. Peter auf dem Berg durch eine Kooperation mit dem international bekannten Glasstudio Derix in Wehen vier Glasfenster erhalten, die durch das Motiv der "Nachfolge" miteinander verbunden sind.

E. Neske und W. Zimmermann

Petrus im Kirchenfenster - J. Kenneth Leap               Das leere Grab - Elizabeth Devereaux

Das Fenster "Petrus" des US-Amerikanischen Glaskünstlers J. Kenneth Leap zeigt in der Mitte den Kopf des Apostels. Die Darstellung ist in einer Weise umgesetzt, dass sich auch im Dunklen noch die Konturen zeigen. Im Fensterbogen findet sich der Hahn aus der Geschichte von der Verleugnung des Petrus (Lukas 22,54-62). Das umlaufende Ornament enthält die Schlüssel des Petrus als ikonographisches Heiligenattribut und verweist auf Matthäus 16,19, wo Jesus ankündigt, dass er Petrus die Schlüssel des Himmelreiches übergeben wird. Es zeigt sich, dass die Nachfolge, zu der Petrus berufen wurde, kein gerader Weg ist, sondern auch ein Weg des Scheiterns und Neubeginns.

"Und die Frauen gingen zum Grab ... und fanden es leer." Wie müssen es die Frauen gesehen haben? Dazu gestaltet die Künstlerin Elizabeth Devoreaux ihr Fenster "Das leere Grab". Dunkel, trostlos oder doch schon etwas Licht im Eingang. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Der Hügel scheint schon im Licht zu stehen. Erste kleine Sterne treten zu Tage. Und diese Sterne spannen sich über das Bild, während unten noch die Farbe der Erde die Übermacht hat. Und dann gewinnt das Licht die Übermacht. Es ist eine Art Explosion, die wunderbar in Farbe eingefangen wird. Das ist die Antwort auf das leere Grab. Etwas Neues hat begonnen. Hineininterpretieren darf es der Betrachter selbst, so wie es ähnlich die Evangelisten auch gemacht haben.

Derix GlasstudioKirchenfenster 3 und 4
Noah - Cappy Thomson __________________________________Anfang, Urknall - Guy Kemper

Noah - Cappy Thomson                                             Anfang, Urknall - Guy Kemper

 

Wie Noah dem Ruf Gottes folgt und alle Tiere auf einem Schiff sammelt, stellt die aus den USA stammende Cappy Thompson dar. Auf ihrer Arche finden sich vor allem Tiere aus unserer Heimat, wie z.B. Kühe und Enten. Die Geschichte von der Sintflut (1. Mose 6-9) wird symbolisiert von der Taube mit dem Ölzweig: Das Wasser zieht sich zurück. Land ist in Sicht. Somit zeigt sich: Wer den Ruf der Nachfolge hört und befolgt, kann mit Gottes Führung rechnen.

Der US-Amerikanische Künstler Guy Kemper, der auch die Fenster für die Kapelle am Ground Zero in New York gestaltet hat, stellt in seinem Fenster die chaotische Erde dar, die nach Vollkommenheit, nach oben, nach Gott strebt. Im oberen Teil des Fensters findet sich ein Ornament mit klaren Strukturen, in denen sich der jüdische Stern, das christliche Kreuz und der muslimische Halbmond zu einem Ganzen vereinen. Die Umrandung enthält eine Reihe Prismen, deren regenbogenfarbige Strahlen bei Sonnenschein durch die Kirche wandern.

Arabische Kalligraphie und Interreligiöses Gespräch

Seit März 2018 befindet sich in der Kirche St. Peter auf dem Berg ein Ensemble von drei in arabischer Schrift kalligraphisch gestalteten Schrifttafeln des aus Pakistan stammenden Künstlers Shahid Alam. Zu sehen sind das jüdische Glaubensbekenntnis Sch'ma Jisrael (Dtn 6,4-9), der Prolog des Johannesevengaliums (Joh 1,1-5 und 14) und die erste Sure "Fatiha" aus dem Koran. 

WZ3 Religionen
3 Religionen
wzTexte der 3 Tafeln
Texte der 3 Tafeln

Absicht

Beim ersten Anblick fällt den meisten Besuchern sowohl die Schönheit als auch die Fremdheit der arabischen Kalligraphie auf. Mit ihrer vertikalen Ausrichtung bringt sie die Ausrichtung des Menschen auf Gott zum Ausdruck. Die ununterbrochene Verbundenheit aller Buchstaben symbolisiert die Beziehung der Menschen untereinander. In diesem Sinne versteht die Ev. Kirchengemeinde Bleidenstadt ihren Auftrag zum christlichen Zeugnis und zum interreligiösen Gespräch. Die Unermesslichkeit Gottes lässt Raum für unterschiedliche Wege, sich Gott zu nähern. Das Liebesgebot, von dem Jesus gepredigt hat, bezeiht sich auf alle Menschen, gleich welchen Glaubens.  Nicht die Unterschiede zwischen den Religionen, sondern das Erbarmen und die Liebe zueinander sind Gottes Geheiß. Angesichts der weltweit spürbaren Bedrohung des Friedens und des Missbrauchs von Religion setzt die Kirchengemeinde mit dem Kalligraphie-Ensemble ein Zeichen des Friedens, der Toleranz und der Geschwisterlichkeit. Damit verbunden ist der Wunsch, dass die kalligraphischen Darstellungen zum weiteren interreligiösen Gespräch anregen. Denn zum Verstehen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden ist die Kenntnis des Fremden Voraussetzung.

 

Geschichte

Angeregt durch den Ausschuss Musik und Wort und die ehemalige Bleidenstädter Pfarrerin Ilka Friedrich fand im Jahr 2012 in der Kirche die vielbeachtete Ausstellung „Gottespoesie“ des Künstlers Shahid Alam statt. Zu sehen war arabische Kalligraphie mit Texten aller drei abrahamitischen Religionen, aber auch von Dichtern und Denkern, die sich dem Orient verbunden fühlten, wie Goethe oder Hölderlin. Die Ausstellung war der Ausgangspunkt für das Interesse am interreligiösen Gespräch in der Gemeinde.

Nach Beendigung der Ausstelung hat die Kirchengemeinde zunächst die jüdische und die muslimische Schrifttafel vom Künstler erworben und rechts und links vom Altarraum an den Stirnseiten des Kirchenschiffes angebracht. Im Jahr 2017 wurde eine dritte Schrifttafel bei dem Künstler in Auftrag gegeben mit der Bitte, einen Text der christlichen Bibel, einen Auszug aus dem Johannesprolog, passend zu den beiden vorhandenen Tafeln zu gestalten.

Danach wurden die drei Tafeln in einem Ensemble so installiert, dass die gemeinsamen Wurzeln und die fortwährende Bezogenheit der drei abrahamitischen Religionen zum Ausdruck kommen. Die Aufhängung erfolgt, im Sinne der arabischen und hebräischen Schrift, beginnend mit der jüdischen Tafel auf der rechten Seite, über die christliche Tafel in der Mitte, bis zur islamischen Tafel für die jüngste der drei Religionen auf der linken Seite.

Künstler

Shahid Alam, geboren 1952 in Lahore - Pakistan, lebt seit 1973 in Deutschland. Er studierte Pädagogik, Kunst, Politikwissenschaften und Europawissenschaften in Dortmund und Aachen. Seit 1996 arbeitet er als freischaffender Künstler in Aachen.

Die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten eines Wortes, das erst durch die einzigartige Verbindungskunst der Buchstaben entsteht, faszinieren ihn bis heute. Seine Kunst ist entscheidend geprägt von der kulturellen und religiösen Vielfalt in seiner Heimat vor dem Hintergrund der dortigen politischen und wirtschaftlichen Gegensätze. In der Freiheit der europäischen Öffentlichkeit stellt er sie in den Dienst des interkulturellen und interreligiösen Dialogs. So baut der Künstler Shahid Alam mit seinen kalligraphischen Werken Brücken zwischen Orient und Okzident.

Festwochenende

Am 3. und 4. März 2018 wurden die neu aufgestellten Tafeln der Gemeinde und der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach Grußworten unter anderem von Bürgermeister Sandro Zehner und der früheren Pfarrerin (und Mitinitiatorin der Ausstellung) Ilka Friedrich, begeisterte am Samstagabend das Mainzer Klezmer-Duo „Klezmers Techter“ mit flotter jüdischer und arabischer Musik die Besucher der Kirche. Anschließend führte Shahid Alam in einer Kalligraphie-Performance in die Geheimnisse der arabischen Kalligraphie ein.

Der Sonntag begann mit einem Festgottesdienst, der musikalisch von Stephan Breith begleitet wurde. Shahid Alam kam in einer Trialog – Predigt mit Pfarrerin Esther Kutscher-Döring und Pfarrer Christian Albers über den Johannesprolog und die Kunst der Kalligraphie ins Gespräch. Ein besonderer Höhepunkt folgte auf den Gottesdienst, als Vertreter der drei Religionen miteinander über ihren eigenen Glauben und die Wahrnehmung der anderen ins Gespräch kamen. Dr. Jürgen Micksch, Geschäftsführer des Abrahamischen Forums, moderierte das Podium, an dem der jüdische Religionslehrer Mark Krasnov, die muslimische Pädagogin Yasar Songül und unsere Gemeindepädagogin Britta Nicolay teilnahmen. Damit wurde erfüllt, was sich der Kirchenvorstand mit der Neuinstallation der drei Tafeln erhofft hat: Wir hören aufeinander und reden miteinander. Gerade in der heutigen Zeit erscheint dies wichtiger denn je. Beim anschließenden Mittagessen an „Abrahams Tisch“ sind viele Besucher dem Aufruf gefolgt und haben sich über ihre eigenen Erfahrungen mit den Religionen ausgetauscht.

Die Evangelische Kirchengemeinde dankt den Unterstützern:

  • Zentrum Ökumene
  • Stiftung Nadelöhr
  • Bürgerstiftung Taunusstein
  • EKHN Stiftung
  • Ev. Dekanat Rheingau-Taunus
  • Private Spender aus der Gemeinde und der Umgebung
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