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St. Peter auf dem Berg in Bleidenstadt

Gottesdienste

Die Gottesdienste in der Kirche St. Peter auf dem Berg finden in der Regel sonntags um 10:00 Uhr statt. Am zweiten Sonntag im Monat trifft sich die Gemeinde stattdessen zu einem Abendgottesdienst um 18:00 Uhr. Das Abendmahl feiern wir an den großen Festtagen und in den jeweils ersten Gottesdiensten eines jeden Monats.

Geschichte

St. Peter auf dem Berg wird urkundlich erstmals 1276 erwähnt. Während die Kirche des seit dem 8. Jahrhundert bestehenden Klosters Ferrutius den Mönchen vorbehalten war, war die Kirche auf dem Berg für das Volk bestimmt.

Mit der Einführung der Reformation in Nassau-Weilburg 1530 wurden auch in St. Peter auf dem Berg evangelische Gottesdienste gefeiert. St. Ferrutius, mittlerweile zu einem Rittestift umgewandelt, blieb mit den umliegenden Gehöften katholisch, übte aber bis ins 18. Jahhrundert das Patronat aus und durfte somit über die Einsetzung neuer evangelischer Pfarrer mitbestimmen. Zugleich musste das Stift aber auch Unterhaltsleistungen an die Pfarrer zahlen.

1849 wurde das Kirchenschiff wegen Baufälligkeit abgerissen und wieder aufgebaut. Der romanische Turm blieb erhalten. 1855 wurde die Kirche wieder eingeweiht.

1974 erfolgte eine Umfangreiche Innenrenovierung. Die Kanzel wird entfernt, die Bemalungen im Chorraum überstrichen, Altar, Taufstein und Sitzbänke werden erneuert. Der Kirchenraum wird gegenüber der früheren dunklen Farbgebung freundlicher gestaltet.  

 

1986 erhält die Kirche eine von der Firma Karl aus Aichstätten (Allgäu) erbaute neue Orgel mit 30 Registern.

Kirchenfenster

Zwischen 2004 und 2018 hat die Kirche St. Peter auf dem Berg durch eine Kooperation mit dem international bekannten Glasstudio Derix in Wehen vier Glasfenster erhalten, die durch das Motiv der "Nachfolge" miteinander verbunden sind.

E. Neske und W. Zimmermann

Petrus im Kirchenfenster - J. Kenneth Leap               Das leere Grab - Elizabeth Devereaux

Das Fenster "Petrus" des US-Amerikanischen Glaskünstlers J. Kenneth Leap zeigt in der Mitte den Kopf des Apostels. Die Darstellung ist in einer Weise umgesetzt, dass sich auch im Dunklen noch die Konturen zeigen. Im Fensterbogen findet sich der Hahn aus der Geschichte von der Verleugnung des Petrus (Lukas 22,54-62). Das umlaufende Ornament enthält die Schlüssel des Petrus als ikonographisches Heiligenattribut und verweist auf Matthäus 16,19, wo Jesus ankündigt, dass er Petrus die Schlüssel des Himmelreiches übergeben wird. Es zeigt sich, dass die Nachfolge, zu der Petrus berufen wurde, kein gerader Weg ist, sondern auch ein Weg des Scheiterns und Neubeginns.

"Und die Frauen gingen zum Grab ... und fanden es leer." Wie müssen es die Frauen gesehen haben? Dazu gestaltet die Künstlerin Elizabeth Devoreaux ihr Fenster "Das leere Grab". Dunkel, trostlos oder doch schon etwas Licht im Eingang. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Der Hügel scheint schon im Licht zu stehen. Erste kleine Sterne treten zu Tage. Und diese Sterne spannen sich über das Bild, während unten noch die Farbe der Erde die Übermacht hat. Und dann gewinnt das Licht die Übermacht. Es ist eine Art Explosion, die wunderbar in Farbe eingefangen wird. Das ist die Antwort auf das leere Grab. Etwas Neues hat begonnen. Hineininterpretieren darf es der Betrachter selbst, so wie es ähnlich die Evangelisten auch gemacht haben.

Derix GlasstudioKirchenfenster 3 und 4
Noah - Cappy Thomson __________________________________Anfang, Urknall - Guy Kemper

Noah - Cappy Thomson                                             Anfang, Urknall - Guy Kemper

 

Wie Noah dem Ruf Gottes folgt und alle Tiere auf einem Schiff sammelt, stellt die aus den USA stammende Cappy Thompson dar. Auf ihrer Arche finden sich vor allem Tiere aus unserer Heimat, wie z.B. Kühe und Enten. Die Geschichte von der Sintflut (1. Mose 6-9) wird symbolisiert von der Taube mit dem Ölzweig: Das Wasser zieht sich zurück. Land ist in Sicht. Somit zeigt sich: Wer den Ruf der Nachfolge hört und befolgt, kann mit Gottes Führung rechnen.

Der US-Amerikanische Künstler Guy Kemper, der auch die Fenster für die Kapelle am Ground Zero in New York gestaltet hat, stellt in seinem Fenster die chaotische Erde dar, die nach Vollkommenheit, nach oben, nach Gott strebt. Im oberen Teil des Fensters findet sich ein Ornament mit klaren Strukturen, in denen sich der jüdische Stern, das christliche Kreuz und der muslimische Halbmond zu einem Ganzen vereinen. Die Umrandung enthält eine Reihe Prismen, deren regenbogenfarbige Strahlen bei Sonnenschein durch die Kirche wandern.

Neue Fenster für den Altarraum

Die Evangelische Kirche St.-Peter-auf-dem-Berg wird heller, farbiger, lebendiger. Mit den neuen Fenstern im Altarraum zieht eine zeitgemäße künstlerische Gestaltung ein. Der Entwurf von Julian Plodek greift die Themen Taufe und Abendmahl auf und übersetzt sie in starke Bilder, die Licht und Farbe gezielt einsetzen.

Zwischen 2004 und 2018 entstanden bereits vier Glasfenster für die Kirche – eine Zusammenarbeit mit dem international bekannten Glasstudio Derix in Wehen. Sie sind durch das Motiv der „Nachfolge“ verbunden. Auch diesmal übernimmt das Atelier die Umsetzung, sodass sich eine gestalterische Kontinuität ergibt.

 

Die neuen Fenster verändern die Atmosphäre des Altarraums spürbar. Die dunkleren Farben im Süden schützen vor Blendung, während die helleren Töne im Norden das Tageslicht sanft auffangen. Die Farbigkeit taucht den Raum in ein ruhiges, lebendiges Licht, das auch ins Kirchenschiff weiterstrahlt. Und wenn die Fenster von innen beleuchtet werden, setzen sie leuchtende Akzente nach außen.

Die Gestaltung der Fenster verbindet klare, erkennbare Motive mit offenen Assoziationen. Sie erzählen keine fertige Geschichte, sondern lassen Spielraum für eigene Gedanken und Empfindungen. Die Themen Taufe und Abendmahl sind deutlich erkennbar, doch die Bilder reichen darüber hinaus: Es geht um Wasser und Licht, um Gemeinschaft und Veränderung, um Übergänge und Neuanfänge.

 

Predigt Ulrike Scherf anlässlich der der Einweihung der neuen Kirchenfenster

Predigt zu 2. Korinther 13,13

anlässlich der Einweihung der neuen Kirchenfenster 

15. Juni 2025 in St. Peter auf dem Berg, Bleidenstadt

 

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

 

Liebe Festgemeinde,

 

bestimmt haben Sie diesen Satz schon ganz oft gehört, als Kanzelgruß oder an anderer Stelle: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“  Heute hat er eine besondere Bedeutung. Denn mit diesem Vers aus dem Predigttext sind wir schon mittendrin im thematischen Zentrum unseres heutigen Sonntags: Trinitatis. Fest der Dreieinigkeit Gottes, der Dreifaltigkeit. Vater, Sohn, Heiliger Geist: Das ist das christliche Gottesbild, das sich im Laufe der Zeit ausgebildet hat.

 

Dieser Segen stammt vom Apostel Paulus. Er fällt in die Kategorie „berühmte letzte Worte“. In diesem Fall beschließt Paulus den 2. Brief an die Korinther. Er hatte heftige Konflikte auszutragen. Es ging um die Grundpfeiler des Glaubens und um seine Rolle als Apostel. Gezürnt hat Paulus in dem Brief, mit seinen Gegnern gerungen. Hat sie umworben und sich verletzlich gezeigt. Geweint hat er sogar, vor Wut und Sorge um seine Gemeinde. Um die Botschaft von Jesus Christus.

 

Und dann, am Ende seines Briefs, versöhnliche Worte: „Freut euch an Gottes Liebe. Haltet Frieden.“ Und der Segen: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“

 

Das ist noch nicht die ausgearbeitete Lehre der Trinität, wie sie später in der Theologie entwickelt wurde. Aber sie klingt an. Mit zwei Triaden, mit zwei Dreiklängen zeichnet Paulus Bilder von Gott. Gnade, Liebe, Gemeinschaft. Passend zu Jesus Christus, Gott, die heilige Geistkraft.

 

Gemeinhin sagen wir: Trinitatis ist ein Fest, dessen Anlass man erklären muss. Weil es keine anschaulichen biblischen Geschichten gibt. Und überhaupt: Drei in eins. Hört sich eher nach einem Versprechen in der Werbung an. Aber im Glauben? 1+1+1=1? Wie kann das stimmen? Ist Trinitatis doch lediglich ein "Ideenfest“?

 

Für Paulus definitiv nicht. Er versteht es so, ganz einfach: Gott ist da. Gott ist nahe. Weil Gott in Bewegung ist. Gott ist kein abgeschlossenes System, sondern hat unsere menschlichen Erfahrungen durch die seines Sohnes immer mit dabei. Er hat selbst das durchlebt, was wir durchleben. Die schönen Erfahrungen genauso wie die schlimmen. Gott steht mit sich selbst in Beziehung. Und mit uns – durch den Geist. Es ist nicht so schwer: Gott ist Geheimnis und doch offenbar. Gott ist da. Gott ist nahe. Mit Paulus: Gott ist gnädig. Schenkt Liebe. Stiftet Gemeinschaft.

 

Wir feiern Gott als den, der in Beziehungen lebt. Weil sich innerhalb Gottes die Liebe bewegt. Und nach außen strahlt.

Deshalb finde ich: Das Motto, unter dem wir heute Gottesdienst und die Einweihung der Fenster feiern, passt sehr gut zum heutigen Sonntag Trinitatis. Wir drücken damit aus: Was sich im Inneren Gottes bewegt, das strahlt nach außen. "Wenn nach außen strahlt, was im Inneren bewegt".

 

Bis hinein in die Wirkweise der Fenster, die heute eingeweiht werden. Denn wie hat der Künstler Julian Plodek selbst geschrieben: „Die Lichtwirkung der Fenster überträgt sich auch auf das Kirchenschiff und ermöglicht eine prägnante Außenwirkung bei einer Beleuchtung von innen.“

 

Gottes Liebe strahlt aus in menschliche Beziehungen: Das ist für mich ein roter Faden, der die Fenster miteinander verbindet. Der sich übrigens auch in anderen Kunstwerken findet, die Sie im Laufe der Zeit hier installiert haben. Etwa die drei zentralen kalligraphisch gestalteten Texte aus den Heiligen Schriften der drei großen Religionen, wo eine Andachtsstelle entstanden ist. Mit Kreuz, Halbmond und Davidstern. Das ist mutig und bringt gewiss in einer Gemeinde einiges in Bewegung.

 

Oder hier auf der Kanzel, auf der „Jesus“ auf Arabisch steht. Ich deute das als Versuche zu zeigen, wie Gottes Liebe in menschliche Beziehungen ausstrahlt und Frieden und Gemeinschaft ermöglicht.

 

Nun kommen hinzu die Fenster, die Julian Plodek gestaltet hat.

 

Erst vor wenigen Tagen wurden sie eingebaut.

Jeweils ein Rundfenster und ein Rundbogenfenster auf beiden Seiten des Altarraums. Ich bin beeindruckt, wie Sie, lieber Herr Plodek, die Aufgabe umgesetzt haben. Die Aufgabe war: Taufe und Abendmahl sollen reflektiert werden. Und darin einen Bezug herstellen zur aktuellen Situation der Institution Kirche im Horizont von Aufbruch und Veränderung in schwierigen Zeiten. Als ich das gelesen habe, habe ich gedacht: Puh, das ist nicht gerade unterkomplex…

 

Wie schön und inspirierend ist das Ergebnis geworden!

 

Jedes gestaltete Kirchenfenster ist Verkündigung. Ist Predigt. Ich möchte einige Gedanken äußern zu dem, wie diese Bildpredigten auf mich wirken. Und in Aufnahme dessen, was der erste Prediger, der Künstler selbst, zu seinen Werken sagt. Sie haben, liebe Gemeinde, die Fotos der Kunstwerke in den Händen.

Sie haben, lieber Herr Plodek, bewusst mit gegenständlichen und abstrakten Elementen gearbeitet. Auf der Südseite die beiden Fenster zur Taufe. Vom unteren Bild geht eine besondere Stimmung aus. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es beruhigend oder unheimlich finde. Es strahlt eine romantische Atmosphäre aus, wie in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

 

Und doch ist die Darstellung aktuell. Kirche im Aufbruch erkenne ich hier zum einen schlichtweg in dem Motiv: Taufe als Vergewisserung. Wer sich aufmacht, sich verändert, auf dem Weg ist, will sich vergewissern, um den Kompass nicht zu verlieren.

 

Kirche in Bewegung sehe ich auch, wie hier die traditionelle christliche Symbolik aufgenommen und zugleich aufgebrochen wird. Hier steht nicht etwa das Taufbecken im Vordergrund, sondern das Wasser als wesentliches Element der Taufe mit seiner tiefen Symbolik. Lebendig. Fließend. Mit dem Wasser verbinden alle Menschen eigene Erfahrungen, Assoziationen und Bilder.

 

Das Wasser schenkt Leben. Steht sinnbildlich für unser Leben. Wie schreibt der Künstler selbst: „Wie Ereignisse auf einem Lebensweg breiten sich im Vordergrund ringförmige Wellen aus.“ Es ist bestimmt kein Zufall, dass ein bestimmtes Lied heutzutage noch immer bei so vielen Tauffeiern gesungen wird. „Ins Wasser fällt ein Stein. Ganz heimlich still und leise. Und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise. Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt, da wirkt sie fort in Tat und Wort, hinaus in unsre Welt. Da wird die Welt vom Licht erhellt. Da bleibt nichts, was uns trennt.“

Oft sind es auch Menschen, die selten zum Gottesdienst kommen, die eben dieses Lied kennen, und die es anrührt.

 

Hier im Wasser geschieht die Neuschöpfung der Taufe. Dazu gehören auch Gedanken an die Vergänglichkeit. Auf das gegenüberliegende Ufer schauen. Die Endlichkeit ahnen. Mit Christus untertauchen, das alte Leben sterben und neues Leben geschenkt bekommen, das die Verheißung der Ewigkeit in sich trägt. Eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, ein Übergang vom Jenseits ins Diesseits. Neues Leben. Gott ist da. Gott ist nahe.

Der Blick wird nach oben gezogen. Ins rötliche Farbfeld. Dämmert der neue Tag? Ist es Abendlicht? Licht der Liebe Gottes: über allem. In allem.

 

Poetisch ist dieses Werk. In mir entsteht das Bild einer Kirche, die ihre Quelle kennt und aufbricht. In der die Menschen gemeinsam die großen existenziellen Fragen stellen: nach dem Sinn, nach der Seele, nach dem großen Ganzen.

 

Auf der Nordseite: Das Abendmahl. Wegzehrung, Stärkung. Auch für die Kirche in schwierigen Zeiten.

 

Der Kelch aus der ikonographischen Tradition der Kirche. Das Moderne ist die Abstraktion im roten Licht. Kelch des Heils, Blut Christi.

 

Ich könnte fragen: Steht der Kelch auf einem Tisch? Wo ist das Brot? Wo sind die Menschen? Vielleicht so: Das Bild ist eine Fortsetzung zum Altar, der im Raum steht. Eine Erinnerung an Brot und Wein. „Esst von Brot des Lebens. Trinkt vom Kelch des Heils“, hat Jesus gesagt. „So bin ich euch nahe.“ Wie schön, dass wir heute Abendmahl miteinander feiern. Gott ist da. Gott ist nahe.

 

Gott ist in einem Lichte. Dieses strahlt hier vom Kelch über die beiden Fenster und geht nach oben hin in ein tiefes Blau über. Im Rundfenster erscheint eine zarte weiße Kreuzform. Für den Künstler kann diese auch als Taube wahrgenommen werden. Hier treffen sich in ihrer Symbolik Abendmahl und die Taufe, weil bei Jesu Taufe eine Taube vom Himmel herabkam, wie die Bibel erzählt.

Somit symbolisiert das Licht den Heiligen Geist. Und die beiden Fenster so die Dreieinigkeit Gottes.

Soweit Gedanken zu den Bildern, die nun nicht mehr allein Ihnen, dem Künstler, gehören. Sondern denen, die sie betrachten. Ein offenes Kunstwerk. 

 

Ich finde faszinierend, liebe Gemeinde, wie sich die verschiedenen Bilder von Gott aufeinander beziehen. Die aus der Bibel und die in den Fenstern. Von Gott, der  uns in den Sakramenten nahekommt. Der Gnade ist, Liebe und Gemeinschaft. Der sich im Inneren bewegt und nach außen strahlt.

 

Sie, liebe Gemeinde, haben mit der Idee, Gestaltung und Umsetzung dieses Kunstprojektes ihre Bleidenstädter Kirche neu gestaltet – die Predigt der Fenster wird auch künftig Menschen ansprechen, stärken, trösten. Damit legen Sie selbst Zeugnis davon ab, was Aufgabe an den Künstler war: von einer Kirche im Horizont von Aufbruch und Veränderung. Von einer Kirche, die sich ausrichtet in die Zukunft.

 

In Zeiten knapper werdender Ressourcen ist es nicht einfach, Menschen von einem solchen Projekt zu überzeugen. Doch Sie waren davon überzeugt und haben mit vielfältiger Unterstützung von Pfarrer Dr. Markus Zink aus dem Zentrum Verkündigung mehr als das Nötige dafür getan, dass das Projekt realisiert werden konnte. In enger Zusammenarbeit mit dem Glasstudio Derix, das quasi um die Ecke angesiedelt ist, und mit dem Sie schon mehrmals zusammengearbeitet haben.

 

Diese Inspiration und Beherztheit – von der Idee bis zur Umsetzung - beeindrucken mich sehr. Für Ihren Einsatz, für Ihre finanzielle und ideelle Unterstützung für dieses Kunstprojekt danke ich Ihnen, auch im Namen der Kirchenleitung der EKHN, ganz herzlich. Sie zeigen damit die Liebe zu Ihrer Kirche und die Hoffnung, dass die Botschaft von Gottes Liebe auch künftig ausstrahlen und Menschen erreichen wird.

 

Ich wünsche Ihnen, liebe Gemeinde, dass Sie viel Freude mit diesen Fenstern haben. Und dass Sie weiterhin gesegnet auf dem Weg sind. Sich verändern, ohne sich zu verlieren. Aufbrechen. Mit diesem schönen, zukunftweisenden Leitbild für unsere Kirche: „Wenn nach außen strahlt, was im Inneren bewegt".

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei und bleibe mit euch allen. Amen.

 

 

EVANGELISCHE KIRCHE IN HESSEN UND NASSAU

DIE STELLVERTRETENDE KIRCHENPRÄSIDENTIN
Pfarrerin Ulrike Scherf

Paulusplatz 1 ž 64285 Darmstadt

Die Südseite: Taufe

Das Südfenster erzählt vom Wasser – seiner Tiefe, seiner Bewegung. Kreise breiten sich aus, als hätte jemand einen Stein ins nächtliche Wasser geworfen. Der Horizont ist in warmes Rosa getaucht, darüber liegt Dunkelheit. Am Himmel erscheint die schmale Sichel des Mondes, die sich auf der Oberfläche spiegelt – ein Bild für den Übergang, für Himmel und Erde, für Licht in der Dunkelheit


Das runde Okulusfenster über dem Wasser leuchtet in kräftigem Orange. Seine Strahlen erinnern an das Feuer des Heiligen Geistes, an Pfingsten, an Wärme und Erneuerung.

Die Nordseite: Abendmahl

Das Fenster auf der Nordseite widmet sich dem Abendmahl. Im Zentrum steht der Kelch auf einem Tisch, umgeben von tiefem Rot – eine Farbe, die an Wein erinnert, an Gemeinschaft, an Opfer und Hingabe. Das Licht breitet sich von dort aus, steigt nach oben in ein kühles Blau, fast wie ein Atemzug.

Im Okulusfenster darüber verstärkt sich diese Bewegung: Eine feine weiße Kreuzform schimmert durch die dunkelblaue Fläche, dezent, fast schwebend. Sie kann als Kreuz gelesen werden oder als Taube – Symbol des Heiligen Geistes und der Verbindung zwischen Himmel und Erde.

Der Künstler Julian Plodek

Plodek
Der Künstler Julian Plodek

Julian Plodek, geboren 1983, studierte Kunstpädagogik und Malerei/Grafik an der renommierten Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Schon früh zog es ihn in die Glasmalerei: 2008 nahm er an einem Workshop der Derix Glasstudios teil – ein Moment, der seinen künstlerischen Weg prägen sollte. Seitdem entwickelt er Glasfenster für sakrale Räume, die sich tief mit den architektonischen und spirituellen Gegebenheiten ihrer Umgebung verbinden. Seine Werke finden sich in Kirchen in ganz Deutschland, von Thüringen bis Baden-Württemberg. Nun gestaltet er die neuen Fenster im Altarraum der Evangelischen Kirche St.-Peter-auf-dem-Berg.

Plodeks künstlerischer Werdegang begann mit klassischer Malerei: Porträts und Landschaften, die er oft direkt vor der Natur oder am Modell schuf. Doch die Glasmalerei eröffnete ihm eine neue Dimension. „Ich schätze es sehr, Kunst im architektonischen Rahmen und im sakralen Kontext zu erarbeiten. Im besten Fall entsteht eine wunderbare Symbiose aus Kunst und Architektur.“ Seine Arbeiten stehen in der Tradition klassischer christlicher Ikonografie – und interpretieren diese zugleich neu. Er setzt nicht einfach religiöse Motive um, sondern öffnet Räume für Gedanken und Assoziationen.

Die Themen der neuen Kirchenfenster – Taufe und Abendmahl – führten ihn zunächst zu den bekannten Symbolen: Wasser, Brot, Kelch. Doch für ihn war klar, dass es nicht bei einer bloßen Illustration bleiben durfte. „Ich lasse mich von meinen persönlichen Eindrücken und der Natur inspirieren“, sagt er. So entstand die Idee der Mondspiegelung im Wasser, die nicht nur auf die Taufe verweist, sondern auch ein Bild für das menschliche Leben zeichnet. Das Abendmahl-Fenster hingegen wird von Licht durchdrungen – der Kelch steht im Zentrum und darüber schwebt ein leuchtendes Kreuz, das auch als Taube, als Zeichen des Heiligen Geistes, gelesen werden kann.

Glasfenster sind auf Beständigkeit ausgelegt – Plodeks Werke werden noch in vielen Jahrzehnten Menschen zum Staunen bringen. Doch er selbst bleibt bescheiden: „Während ich arbeite, setze ich alles daran, dass die Fenster bis ins letzte Detail gelingen. Aber das fertige Fenster gehört nicht mehr mir – es ist in die Welt entlassen.“ Trotzdem berührt ihn der Gedanke, dass auch in hundert Jahren noch Menschen vor seinen Fenstern stehen könnten.

 

 

Arabische Kalligraphie und Interreligiöses Gespräch

Seit März 2018 befindet sich in der Kirche St. Peter auf dem Berg ein Ensemble von drei in arabischer Schrift kalligraphisch gestalteten Schrifttafeln des aus Pakistan stammenden Künstlers Shahid Alam. Zu sehen sind das jüdische Glaubensbekenntnis Sch'ma Jisrael (Dtn 6,4-9), der Prolog des Johannesevengaliums (Joh 1,1-5 und 14) und die erste Sure "Fatiha" aus dem Koran. 

WZ3 Religionen
3 Religionen
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Texte der 3 Tafeln

Absicht

Beim ersten Anblick fällt den meisten Besuchern sowohl die Schönheit als auch die Fremdheit der arabischen Kalligraphie auf. Mit ihrer vertikalen Ausrichtung bringt sie die Ausrichtung des Menschen auf Gott zum Ausdruck. Die ununterbrochene Verbundenheit aller Buchstaben symbolisiert die Beziehung der Menschen untereinander. In diesem Sinne versteht die Ev. Kirchengemeinde Bleidenstadt ihren Auftrag zum christlichen Zeugnis und zum interreligiösen Gespräch. Die Unermesslichkeit Gottes lässt Raum für unterschiedliche Wege, sich Gott zu nähern. Das Liebesgebot, von dem Jesus gepredigt hat, bezeiht sich auf alle Menschen, gleich welchen Glaubens.  Nicht die Unterschiede zwischen den Religionen, sondern das Erbarmen und die Liebe zueinander sind Gottes Geheiß. Angesichts der weltweit spürbaren Bedrohung des Friedens und des Missbrauchs von Religion setzt die Kirchengemeinde mit dem Kalligraphie-Ensemble ein Zeichen des Friedens, der Toleranz und der Geschwisterlichkeit. Damit verbunden ist der Wunsch, dass die kalligraphischen Darstellungen zum weiteren interreligiösen Gespräch anregen. Denn zum Verstehen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden ist die Kenntnis des Fremden Voraussetzung.

 

Geschichte

Angeregt durch den Ausschuss Musik und Wort und die ehemalige Bleidenstädter Pfarrerin Ilka Friedrich fand im Jahr 2012 in der Kirche die vielbeachtete Ausstellung „Gottespoesie“ des Künstlers Shahid Alam statt. Zu sehen war arabische Kalligraphie mit Texten aller drei abrahamitischen Religionen, aber auch von Dichtern und Denkern, die sich dem Orient verbunden fühlten, wie Goethe oder Hölderlin. Die Ausstellung war der Ausgangspunkt für das Interesse am interreligiösen Gespräch in der Gemeinde.

Nach Beendigung der Ausstelung hat die Kirchengemeinde zunächst die jüdische und die muslimische Schrifttafel vom Künstler erworben und rechts und links vom Altarraum an den Stirnseiten des Kirchenschiffes angebracht. Im Jahr 2017 wurde eine dritte Schrifttafel bei dem Künstler in Auftrag gegeben mit der Bitte, einen Text der christlichen Bibel, einen Auszug aus dem Johannesprolog, passend zu den beiden vorhandenen Tafeln zu gestalten.

Danach wurden die drei Tafeln in einem Ensemble so installiert, dass die gemeinsamen Wurzeln und die fortwährende Bezogenheit der drei abrahamitischen Religionen zum Ausdruck kommen. Die Aufhängung erfolgt, im Sinne der arabischen und hebräischen Schrift, beginnend mit der jüdischen Tafel auf der rechten Seite, über die christliche Tafel in der Mitte, bis zur islamischen Tafel für die jüngste der drei Religionen auf der linken Seite.

Künstler

Shahid Alam, geboren 1952 in Lahore - Pakistan, lebt seit 1973 in Deutschland. Er studierte Pädagogik, Kunst, Politikwissenschaften und Europawissenschaften in Dortmund und Aachen. Seit 1996 arbeitet er als freischaffender Künstler in Aachen.

Die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten eines Wortes, das erst durch die einzigartige Verbindungskunst der Buchstaben entsteht, faszinieren ihn bis heute. Seine Kunst ist entscheidend geprägt von der kulturellen und religiösen Vielfalt in seiner Heimat vor dem Hintergrund der dortigen politischen und wirtschaftlichen Gegensätze. In der Freiheit der europäischen Öffentlichkeit stellt er sie in den Dienst des interkulturellen und interreligiösen Dialogs. So baut der Künstler Shahid Alam mit seinen kalligraphischen Werken Brücken zwischen Orient und Okzident.

Festwochenende

Am 3. und 4. März 2018 wurden die neu aufgestellten Tafeln der Gemeinde und der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach Grußworten unter anderem von Bürgermeister Sandro Zehner und der früheren Pfarrerin (und Mitinitiatorin der Ausstellung) Ilka Friedrich, begeisterte am Samstagabend das Mainzer Klezmer-Duo „Klezmers Techter“ mit flotter jüdischer und arabischer Musik die Besucher der Kirche. Anschließend führte Shahid Alam in einer Kalligraphie-Performance in die Geheimnisse der arabischen Kalligraphie ein.

Der Sonntag begann mit einem Festgottesdienst, der musikalisch von Stephan Breith begleitet wurde. Shahid Alam kam in einer Trialog – Predigt mit Pfarrerin Esther Kutscher-Döring und Pfarrer Christian Albers über den Johannesprolog und die Kunst der Kalligraphie ins Gespräch. Ein besonderer Höhepunkt folgte auf den Gottesdienst, als Vertreter der drei Religionen miteinander über ihren eigenen Glauben und die Wahrnehmung der anderen ins Gespräch kamen. Dr. Jürgen Micksch, Geschäftsführer des Abrahamischen Forums, moderierte das Podium, an dem der jüdische Religionslehrer Mark Krasnov, die muslimische Pädagogin Yasar Songül und unsere Gemeindepädagogin Britta Nicolay teilnahmen. Damit wurde erfüllt, was sich der Kirchenvorstand mit der Neuinstallation der drei Tafeln erhofft hat: Wir hören aufeinander und reden miteinander. Gerade in der heutigen Zeit erscheint dies wichtiger denn je. Beim anschließenden Mittagessen an „Abrahams Tisch“ sind viele Besucher dem Aufruf gefolgt und haben sich über ihre eigenen Erfahrungen mit den Religionen ausgetauscht.

Die Evangelische Kirchengemeinde dankt den Unterstützern:

  • Zentrum Ökumene
  • Stiftung Nadelöhr
  • Bürgerstiftung Taunusstein
  • EKHN Stiftung
  • Ev. Dekanat Rheingau-Taunus
  • Private Spender aus der Gemeinde und der Umgebung
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