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Interreligiöser Dialog

© Ulrike Bohländer / fundus.ekhn.de

2. Veranstaltung "Interreligiöser Dialog" zum Thema "Willkommen!"

Beate Schaupp
v.r.n.l. Murat Kancaoglu, Vorstand Moschee; Christian Albers; Mark Krasnov; Stephanie Krauch; Omid Behimer; Celal Coban, Vorstand Moschee; Imam Celalettin Kandemir

Nachdem im Mai die Ev. Kirchengemeinde zum interreligiösen Gespräch ins das Gemeindehaus eingeladen hatte, war nun die Moscheegmeinde in Hahn Gastgeberin. „Willkommen“ so lautete das Thema am 3. November im gut besuchten Versammlungsraum der Moschee. Im Zentrum stand die Frage, wie man Mitglied der jeweiligen Religionsgemeinschaft wird. Stephanie Krauch vom Abrahamischen Forum moderierte das Podium. Ausgehend von dem Ritual der Beschneidung erläuterte zunächst Mark Krasnov die jüdische Perspektive, die, wie Imam Kandemir betonte, in ähnlicher Weise auch im Islam geschehe. Pfarrer Christian Albers erklärte die wesentlichen Bestandteile einer christlichen Taufe: Wasser und die trinitarische Formel von Vater, Sohn und heiligem Geist. Omid Behimer betonte als Mitglied der Taunussteiner Bahai-Gemeinde eine eher formlose einfache Erklärung als Schritt in die Gemeinde. Ergänzt wurde das Podium durch Fragen und Anregungen aus dem Publikum und musikalische Darbietungen auf der Ney. Zum Abschluss lud die Moscheegemeinde zu sehr leckerem Essen, wo die Gespräche fortgeführt wurden. Am Ende war man sich einig, dass die Reihe fortgesetzt werden soll – dann sicher auch mit mehr Frauen auf dem Podium.

1. Veranstaltung "Interreligiöser Dialog" zum Thema "Trau dich!"

Valeska Morath
Valeska Morath
Valeska Morath
Valeska Morath
Valeska Morath

Am 19. Mai 2022 fand um 19 Uhr im Gemeindehaus Bleidenstadt ein interreligiöses Podium statt. Unter dem Motto „Trau dich“ kamen Vertreter von unterschiedlichen Religionen ins Gespräch über Hochzeitsfeiern und die Bedeutung der Heirat in den jeweiligen Religionen.
Ein Bricht von Wolfgang Zimmermann.

 

Trau dich!

Der „Interreligiöse Arbeitskreis“ der evangelischen Kirchengemeinde Bleidenstadt hat nach langer Auszeit wieder seine Arbeit aufgenommen und überlegt, wie er seine nächsten Veranstaltungen zusammen mit den anderen abrahamischen Religionen gestalten will. Als Lösung wurde die Betrachtung von Begebenheiten ausgewählt, die bei allen Partnern ähnlich verlaufen. Die Ehe und der Weg zu ihr sollten den Anfang machen. Im Hintergrund stand das Thema: „Trau dich! Heiraten in den Religionen“.

Das Zusammentreffen wurde in das Gemeindehaus vorgenommen. Symbolisch waren vor der Bühne die drei Tafeln als Kopie aufgestellt, deren Anfang vor 10 Jahren bei der Ausstellung „Gottespoesie“ von dem Künstler Shahid Alam hergestellt wurden.

Zu dem Treffen hatte die Kirchengemeinde zusammen mit dem Abrahamischen Forum eingeladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Pfarrer Christian Albers und Stephanie Krauch vom Abrahamischen Forum.

Der erste Redner ist Herr Mark Krasnov. Er gibt einen Einblick, wie in den jüdischen Gemeinden das Kennenlernen und die dann folgende Hochzeit begangen werden. In diesem Falle findet keine unendliche Suche nach der Partnerin statt. Die Partnerin muss auf jeden Fall auch eine Jüdin sein, da die Religion nur über die Mutter weitergegeben wird. Der Redner sprach von seinen eigenen Schwierigkeiten, in Wiesbaden oder gar in Taunusstein eine Partnerin finden zu können. Doch das ist kein Einzelfall. Es ist vorgesehen, dass in solchen Fällen eine Heiratsvermittlerin eingeschaltet wird.

Der nächste Vertreter kommt aus den muslimischen Gemeinden. Imam Celalettin Kandemir erzählte uns ausführlich von den Sitten im Zusammenhang mit einer Hochzeit. Auch hier ist es so, dass die Braut lange ein Geheimnis für ihren späteren Mann bleibt. Das gilt vor allem für die Berührung. Was wir ja jeden Tag sehen können ist die Verhüllung der Haare. Dem Bräutigam ist das Berühren der aus dem Schleier herausragenden Haare erlaubt. Harte Haare deuten dann auf einen harten Charakter hin. Lässt sich von uns nicht sicher interpretieren. Die Feier dann selbst ist ein Unterfangen der ganzen Großfamilie, d.h. es werden alle verwandte und Freude eingeladen.

Weiter hat Herr Faribors Kasemsadeh als Vertreter der Bahai-Religion teilgenommen. Ihre Religion macht am wenigsten Vorschriften. Nur eine Segnung findet statt. Es ist Sache des Brautpaares, durch wen sie diese ausführen lassen. Neben dem Gemeindeoberen kann es auch jedes Gemeindemitglied als eine Art Zeuge sein. Zwei Personen werden dazu aber gebraucht.

Zum Schluss sehen wir Frau Ulrike Schaffert als Vertreterin der evangelischen Religion. Sie macht darauf auch gleich aufmerksam, dass es gerade bei der Familie noch große Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Einsegnung gibt. Für die katholische Kirche ist die Ehe ein Sakrament, also vollzogen ein für alle Zeit geheiligter Akt. Am deutlichsten merkt man das nach dem Scheitern einer Ehe mit dem Finden eines evangelischen Partners. Aus eigener Perspektive konnte Frau Schaffert erzählen, weil sie angestellt bei einer kirchlichen Vereinigung bereits vor der Hochzeit mit ihrem Mann zusammen lebte. Ist jetzt schon länger her. Aber die Vorbildfunktion der Angestellten spielte eine große Rolle.

Zwischen einzelnen Programmpunkten der Zusammenkunft waren von Herrn Ali Kosari auf seiner Geige Stücke zu hören, die zum Nachdenken, zum Abschalten oder Konzentrieren genutzt werden konnten.

Auf die einzelnen Darstellungen folgten dann zusätzliche Fragen, zu denen noch Stellung genommen wurde. Es war ein sehr schöner Einblick vor allem auf den Weg, den zwei Verliebte bis zur Ehe gehen, verbunden mit dem Hinweis auf die dann folgenden Feierlichkeiten, die dann aber nicht nur religionsbedingt, sondern auch standesbedingt unterschiedlich ausfallen. Die Gespräche waren sehr bescheiden auf normale Bürger*innen zugeschnitten, nicht auf etwaige Prunkfeste von wohlhabenden Familien.

Nach diesen Berichten gab es etwas zu essen, das koscher (selbstverständlich vegan) war und vorzüglich schmeckte. Ursprünglich war vorgesehen, dass man sich nach dem Essen in lockerer Runde wieder zusammentrifft. Doch die Praxis zeigte, dass man mit den netten Schnitten in der Hand gerne zusammenstand und munter mit einander sprach.

Was noch auffiel: Es waren eine ganze Reihe Muslime mit ihren Frauen gekommen und auch von der Bahai-Religion waren einige Vertreter erschienen, so dass man wirklich von einer guten Beteiligung auch von der Seite der Zusammensetzung her sprechen kann.

Die jüdische Gemeinde ist in Taunusstein nicht vertreten und deshalb darf man sie auch nicht besonders vermissen. Ihr Sprecher hat sie aber würdig vertreten. Im Judentum wird am Strengsten für den Fortbestand des Glaubens geachtet, logisch bei der geringen Bevölkerungszahl auf der Erde und vor allem wegen der zahlreichen Verfolgungen während ihrer Jahrhunderte langen Geschichte.

Auch Muslime achten darauf, dass der Glaube in der Familie lebendig bleibt, was wir als Christen manchmal als Einschränkung empfinden. Doch kennen wir die Auswirkungen nach den Kriegen im 20. Jahrhundert und empfinden sie inzwischen schmerzlich als Rückgang der Kirchenmitglieder, verbunden mit weniger Möglichkeiten der Angebote und knapperen Kassen.

Ob das auch für die anderen Religionen zutrifft, wurde wegen des Themas nicht herausgearbeitet.

Völlig frei von solchen Gedankenspielen scheint man als Mitglied der Bahai-Religion. Hier ist jeder selbst verantwortlich für seinen Glauben.

Es war kein Treffen, wo die einzelnen Religionen darum wetteiferten, wer die schönsten Hochzeiten zelebrieren kann, sondern ein nettes Nebeneinander des alltäglichen, oder besser des besonderen Geschehens, wenn es ums Heiraten geht. Die Zeit lief davon und man musste sich wieder trennen, von dieser friedlichen Zusammenkunft.

Der Interreligiöse Ausschuss plan, wie schon angedeutet, noch weitere Thementreffen, die dem Menschen begleiten. Mögliche Themen wären die Geburt bzw. die Einführung in den Glauben wie Taufe oder Beschneidung oder Erwachsenenentscheidung. Der Übergang ins Erwachsenenalter wie die Konfirmation – was gibt es da an Parallelen? –, und das Ende – alt werden, sterben und die Art der Bestattung. Interessant wäre dann noch der gemeinsame Bezug zur Sicht nach dem Tod. Aber das fällt mir nur beim Schreiben ein, muss alles noch geplant werden. Ein Dank an alle Mitwirkende und Organisierende zum Schluss ist angebracht.

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